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Von Festen und
Traditionen... |
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500 Jahre
"Mare de Dèu" in Sant Salvador |
Die
Wallfahrtskirche Sant Salvador inmitten der alten Wehranlage auf dem 180
m hohen Stadthügel gehört sicher zu den emblematischen Orten von Artà.
Versprechen die zinnenbewehrten Mauern Schutz, verheißt die Muttergottes im
Innern der Kirche Orientierung und Identität. |
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- La Mare de Dèu -
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Schutzpatronin von Artà |
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Das
Volksfest Sant Salvador, das jährlich vom 31. Juli bis zum 7. August den
Rhythmus der Stadt mit Festivitäten aller Art vorgibt, erinnert selbst in seiner kommerzialisierten
Form noch an die Bedeutung der holzgeschnitzten Muttergottes als
Schutzpatronin des Volkes über die Jahrhunderte hin. |
Eine tiefere
Bedeutung indes konnte sich dem Zeitgenossen in der Eucharistiefeier am 7.
August erschließen, in der das Volksfest seinen feierlichen Abschluss
fand. Sie vereinte die Gemeinde im Burghof unter freiem Himmel und im
Angesicht der Muttergottes, die zu dieser Feier ihren Platz in der Kirche
verlassen hatte, um gleichsam von den Burgzinnen herab
– die Bergkette der
Serra de Llevant im Rücken
–
auf die Gläubigen zu schauen. |
Mag sein,
dass der feierliche Ernst der Situation, verstärkt durch den Zauber des
Ortes und den ungewohnten Klang des Katalanischen, Figaro diesmal
unvermutet nachdenklich stimmte. So musste er hier und jetzt an Jaume I.
denken, dessen Eroberung der Insel im Jahre 1229 auf einem in der
Wallfahrtskirche an prominenter Stelle hängenden Gemälde als moslemische
Machtübergabe dargestellt wird. Er hatte schon oft gedankenverloren vor
dem triumphalistischen Gestus dieses Bildes gestanden... |
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Die Übergabe Mallorcas durch
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den maurischen Wesir an Jaume I. |
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...Hatte Jaumes
Eroberung die Ausbreitung der christlichen Kultur hier in diesem Grenzraum
zur moslemischen Welt nicht eigentlich erst neu begründet? War nicht auch
in seinem Schutz unsere in romanischem Stil geschnitzte Muttergottes
–
eine der ältesten der Insel
– unter der Obhut von Prämonstratensern
überhaupt erst in die Region, zunächst nach
Bellpuig,
gelangt, bevor sie dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts
– also vor nunmehr fünfhundert Jahren
– in
Sant
Salvador ihre Heimstätte fand?
Doch
wird die Vorstellung einer aktiven Muttergottes, eines wehrhaften
Christentums, auch für uns Europäer in der globalisierten Welt von
Morgen noch von Bedeutung sein?... |
Während Figaro
noch seinen Gedanken nachhing, nahm die Dramaturgie des Festes ihren Lauf.
Und sie ließ keinen Zweifel: für die Artanenser von heute standen Figaros
Fragen nicht auf der Tagesordnung, weil
–
glücklicherweise
–
der zivile Alltag ihr Denken ausfüllt. |
Und schien
nicht auch die Muttergottes an dieser Lage Gefallen zu finden, wenn sie
auf den Schultern ihrer Gläubigen die folkloristischen Tänze der
Dorfjugend um die geschmückte Zisterne zu den Klängen der Gaita mit milder
Präsenz adelt, bevor sie für ein weiteres Jahr wieder in Sant Salvador ihren gewohnten Platz einnimmt? |
Glückliche
Zeiten, wenn die Muttergottes eher bei Volksfesten als bei
Zeremonienfeiern zu finden ist, wo für den Zeitgenossen Bilder entstehen,
die ihn eher an die Tapisseriekartons von Goya als an die "Übergabe von Breda"
eines Velázquez erinnern!
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