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Kulturelle |
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Bilderbogen des
alten Mallorca |
Auf diesen
Moment hatte Figaro lange gewartet: An jenem Freitag im September stellte
der bekannte Genrezeichner Nicolás Casellas zum ersten Mal in seiner Heimatstadt Artà
sein zeichnerisches Lebenswerk vor großem Publikum vor: Dibuixos de
tota la vida, Zeichnungen aus einem langen Leben, die emblematisch das
alte Mallorca in seinen Sitten, Landschaften und Gesichtern in alter
Frische wieder aufleben lassen. Der lange und herzliche Beifall nach der
Vorstellung des Buches verriet Figaro, dass der Autor den Nerv seines
Auditoriums wohl getroffen hatte. |

Nicolás Casellas lässt stolz die alten
Zeiten
aufleben |
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Gaben doch das
Buch wie die Exponate der Ausstellung den Blick frei auf eine Zeit, die
viele seiner Zuhörer selbst noch als Zeit ihrer Kindheit erlebt hatten,
bevor die Stürme der Moderne über sie hinweggezogen waren, ohne sie indes
je ganz ihrer Erinnerung entreißen zu können. |
Jetzt bot das
von seinem Sohn Toni Casellas einfühlsam zusammengestellte Buch ihrer
kollektiven Erinnerung einen Raum der Begegnung, einen Ort des
Wiedererkennens und der Selbstbestätigung. |
Schon der
Umschlag des Buches, aus dem auch die folgenden Seiten entnommen
sind, schlägt meisterhaft den Ton an: ein bunter Reigen von Zeitzeugen
eines ländlichen, bäuerlichen Alltags im Zeichen des Kreuzes, durchwirkt
von Teufeln und Märchengestalten, die in Volksfesten immer neu auferstehen.
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Welch
seltsamen Zauber gewinnen diese Bilder einer an sich beschwerlichen Welt
vor dem Erfahrungshintergrund der seelenlosen Hektik unserer Tage: |
Eine Welt
genügsamer Arbeit zu Hause und auf dem Feld, fest eingebunden ein jeder an
seinem Ort in der Gemeinschaft – jung und alt, Mann und Frau. Fast will
ein Schluck kristallklares Wasser hier Labsal genug scheinen für die
Mühsal des Tages.
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Und in Gedanken
nahm Figaro Platz an der Seite jener Bäuerin, die mit ihrem Pferdekarren
durch die stillen Straßen von Artà zur Kirche hinauffuhr, bereit, uns Zeitgenossen
schweigend in ihre Welt mitzunehmen, in eine versunkene Welt, die gleichwohl
nicht aufhören will, immer noch ein Stück weit die eigene zu sein.
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