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Kulturelle |
Spurensuche... |
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Ein Mallorquiner für die Welt |
Wie lange
schon war er auf seinem Weg nach Hause achtlos durch diese kleine
Straße gegangen, bis an einem sonnigen Sonntag im November der
Zufall seinen Blick auf einem Straßenschild beim Franziskanerkloster in Artà einen Moment verweilen ließ:
"Carrer del Pare J. Serra". Als Figaro halbmechanisch die Buchstabenfolge auf
Mallorquinisch auszusprechen suchte, erschrak er… |
Junípero
Serra! Hatte der hier Geehrte vor gut dreißig Jahren ihn nicht schon
einmal begleitet, als er im VW-Bulli auf der legendären Route 101 von San Francisco
nach San Diego unterwegs war? Dort, wo entlang des alten Camino Real der
spanischen Eroberer 21 Missionen
–
davon 9
unter der Leitung von Pater Junípero zwischen
1769 und 1782
–
entstanden sind, die den späteren Städten Kaliforniens
ihren Namen gegeben haben. Und hatten die Amerikaner diesen letzten großen
Missionar im Auftrag der spanischen Krone nach Erlangung der
Unabhängigkeit nicht als Repräsentanten des Bundesstaates Kalifornien in
der Hall of Fame in Washington verewigt und in der Folge mit Erfolg seine
Seligsprechung 1988 unter Papst Johannes Paul II betrieben?... |
Während
einige der Missionen beim
Anblick des Straßenschildes in Artà – die von Carmel, wo Junípero
1784 verstarb, oder jene von San Francisco
–
in seiner Erinnerung neu Profil gewannen, konnte er sich eines Lächelns
nicht erwehren. Damals unter der Sonne Kaliforniens war für den Nordländer
Mallorca noch kein Thema und Petra, die Kleinstadt im Inneren der Insel,
wo dieser bedeutende Missionar und Städtegründer 1713 als Sohn einfacher
Bauern zur Welt kam, allenfalls ein Mädchenname. |
Das hat sich
freilich nach dieser seltsamen Wiederentdeckung gründlich geändert. Heute fährt
Figaro nach Petra wie zu einer liebgewordenen alten Bekannten, die
inzwischen alles unternimmt, die Erinnerung an ihren großen Sohn
wachzuhalten: Im Zentrum verwandelt seine Statue den nach ihm benannten
Platz in einen emblematischen Ort und in der Altstadt pflegt ein kleines
Museum direkt neben dem liebevoll restaurierten Geburtshaus sein Andenken... |
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Und zum nahe gelegenen Franziskanerkloster, wo der junge Miquel-Josep
seine Ausbildung erfuhr, bevor er 1730 als Fra Juníper in den
Franziskanerorden eintrat, sind es nur wenige Schritte. Die kleine
Verbindungsgasse mit den schmucken Kachelbildern all seiner Missions-Gründungen entlang
der Wände ist wie ein walk of fame gestaltet: so als sollten sie zur
Anschauung bringen, wie der Sohn der Stadt die Namen der in der Klosterkirche
verehrten Heiligen von Petra hinaus in die Welt getragen hat... |

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San Francisco - 9. Oktober 1776 |
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Welch
erhebender Gedanke, wenn wir ihn nur befreien könnten vom
triumphalistischen Gestus der Eroberung, wenn wir uns ausmalen könnten,
wie mutige und unerschütterliche Europäer der Welt ohne paternalistische
Bevormundung die frohe Botschaft verkündeten…!
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